|
|
|
Hola
In dem Thread "Karriere" wurde ja bereits auf die Debatten in Astor hingewiesen, bei denen in den letzten Jahren einige alternative Ideen zur Gestaltung einer MN entwickelt wurden und an denen ich mich maßgeblich beteiligt habe.
Ich möchte daher an dieser Stelle einfach nochmal alles aufführen, was mir in den letzten Jahren so eingefallen ist. Diese Sachen sind nicht als konkrete Vorschläge zu verstehen, v.A. weil sich wahrscheinlich ohnehin nicht Alles so in der Form gemeinsam umsetzen ließe. Aber möglicherweise kann man Einiges davon in der Diskussion weiterentwickeln:
1. Lebenssimulation
In einer MN sind 2-3 Jahre in langer Zeitraum und wenn eine ID so lange Bestand hat, kommt es i.d.R. zu einer in Teilen unrealistischen Abfolge von Ämtern und Positionen. Außerdem wird man das Gefühl nicht los, ständig die gleichen Gesichter in den gleichen Positionen zu sehen. Das Konzept der Lebenssimulation soll das Ganze dynamischer gestalten und auch Raum eröffnen für eine sichtbare ID Entwicklung:
Grundsatz ist: Ein Monat entspricht einem RL Jahr, möglicherweise auch mehr. Das heißt, daß jede ID jeden Monat ein Jahr altert. An dem Tag, andem ein Neubürger seine vollen staatsbürgerlichen Rechte und Pflichten erhält, ist er 18 Jahre alt. Von da an altert er und stirbt irgendwann zu einem selbstgewählten Zeitpunkt.
Nun halte ich es für unverzichtbar und auch sinnvoll, daß es Mehrfach IDs gibt. Jeder Spieler kann zu jeder Zeit neue IDs mit dem Alter 18 einführen, ab einem gewissen Zeitpunkt aber auch ein beliebiges Alter für eine neue ID wählen.
2. Kronrat
Ich habe vor mehreren Jahren mal kurze Zeit bei einem Online Spiel "Kronrat" mitgespielt. Es spielte in einem fiktiven Universum mit verschiedenen Fantasy Rassen aller HdR (Menschen, Elfen, Zwerge)... Das ist aber im Grunde nicht wichtig. Zwei Elemente haben mir da gefallen, die sich u.U. für eine MN nutzen ließen:
a) Jeder Spieler wählte am Anfang ein oder mehrere politische Fachgebiete. Auf diesen musste er Kompetenzpunkte erwerben. Dies geschah, indem er Reden zum Thema halten musste, die dann von den anderen Spielern bewertet wurden. Je nach Zustimmunsgrad stieg die Kompetenz. Dazu gab es natürlich Diskussionen etc. Wenn man sowas umsetzt (z.B. über die Abstimmungsfunktion im Forum), dann könnte man innenpolitische Debatten über fiktive simon Themen stimulieren, sofern die Beteiligten mitziehen.
b) Zu Beginn des Spiels musste jeder Spieler ein dunkles Geheimnis seiner Figur erfinden. Dies wurde einem anderen Spieler mitgeteilt. Gleichzeitig erhielt man das Geheimnis eines anderen Spielers. Wie die Spieler mit diesem Wissen umgingen, blieb ihnen überlassen und bot Stoff für Intrigen etc. Denkbar wären hier alle Formen politischer Skandale, Ehebetrügereien, Drogenmissbrauch etc.
3. Innenpolitiksimulation
Aufbauend auf 2a stellt sich für mich seit Jahren die Frage, wie die Aussimulation fiktiver Ereignisse besser angeregt werden könnte. Dies geschah bisher wenn dann nur spontan. Um das zu verstetigen wäre die Frage, ob man nicht Mechanismen dafür etablieren könnte. Ich hatte in Astor mit ANN mal ganz ungezwungen angeregt, daß Leute/Institutionen mir Nachrichten/Nachrichten Ideen schicken können, aber das auch nicht funktioniert.
Unabhängig davon, daß es natürlich weiterhin jedem frei stünde, innerhalb seines Kompetenzbereichs Nachrichten zu generieren (Bürgermeister berichtet aus seiner Stadt etc.) könnte man Nachrichtensender und Zeitungen auch formalisieren und Ihnen das Recht einräumen, eigenständig Ereignisse zu erfinden, die dann allgemein als "stattgefunden" akzeptiert werden. Hier wäre auch - in Anknüpfung an die karriere Sim denkbar, daß eine Karriere im Medienbereich möglich wäre, die die Kompetenzen des dahinterstehenden Spielers erweitert.
Die bisherigen "klassischen" Möglichkeiten blieben davon unberührt.
4. VWL SIM
Die ECO Sim hat m.E. die Erwartungen im Bezug auf eine "staatliche" Wirtschaftssimulation nicht ganz erfüllt. denkbar wäre, auch wenn das viel Vorarbeit benötigen würde, eine Simulation volkswirtschaftlicher Größen (BIP, Wirtschafstwachstum, Staatsausgaben, Arbeitslosenquote etc.), die sich entsprechend der Entscheidungen staatlicher Akteure verändern und den fiktiven Stand der Volkswirtschaft wiederspiegeln. Wäre aber wie gesagt SEHR kompliziert, v.a. weil man sich wirtschaftspolitischer Modelle und Formeln bedienen müsste, die in der Realität umstritten sind. Es würde ja aber schon reichen ein Makromodell zu haben, daß a) nicht sofort durchschaubar ist um die beste Lösung zu finden und b) sicher stellt, daß nicht alle wirtschaftspolitischen Ziele auf einmal erreicht werden können, damit es zu politischen Richtungsstreits kommen kann.
5. Simulation von Interessengruppen
Das hatte ich mir eher mal für Astor ausgedacht und es passt daher in einem Staat wie Sebulon nur bedingt, wäre aber auch eine Überlegung wert:
Eine zweite Parlamentskammer wird lediglich simon von der Bevölkerung gewählt. Simoff werden die Stimmen gemäß eines "Setzsystems" auf fiktive Kandidaten verteilt. Dabei haben neben den Parteien Lobbygruppen die Möglichkeit, Kandidaten zu unterstützen. Wird ein solcher Kandidat gewählt, hat der Spieler hinter der Interessengruppe die Möglichkeit, diesen Kandidaten im Parlament zu steuern, also Gesetzesanträge einzubringen und sein Votum bei abstimmungen zu steuern.
Um es verständlich zu machen, beschreibe ich die Idee mal für Astor (einfacher weil 2 gleichstarke Parteien angenommen werden):
15 Wahlkreise: Gewählt ist jeweils der Kandiat, der die Mehrheit erringt. Beide Parteien stellen in jedem Wahlkreis einen Kandidaten und verfügen über je 50 Stimmen, die sie auf die Wahlkreise verteilen können. Natürlich werden sie dabei taktisch vorgehen, um möglichst viele Kreise zu gewinnen. Neben den Parteien verfügen die Lobbies insgesamt über weitere 50 Stimmen, die sich nach Einfluss verteilen, also z.B. Evangelikale: 10, Waffenlobby 10, Umweltlobby 5 etc.
Über diese Setzdaten werden die Wahlkreisergebnisse ausgerechnet und entsprechend die Mandatsverteilung bestimmt.
Im Parlament selbst müssen im Normalfall nur 2 Spieler agieren, die jeweils die beiden Fraktionen repräsentieren und über das Abstimmungsverhalten der Fraktion entscheiden. Die Lobbys haben die Möglichkeit "ihre" Kandidaten zu nutzen, um über sie Anträge einzubringen (z.B. Liberalisierung der Waffengesetze) oder durch öffentliche Erklärung "Wir sind gegen Gesetz XY" das Abstimmunsgverhalten ihrer Strohmänner abweichend vom Stimmverhalten der Fraktion zu beeinflussen.
Wird ein Gesetz angenommen, so steigt der Einfluss der Lobbies, die es unterstützt haben, während der derjenigen fällt, die dagegen waren.
In einem Mehrparteiensystem müsste man da noch genauer nachdenken, doch auch dies bietet interessante Möglichkeiten: Der Einfluss der Parteien könnte sich z.B. nach ihrer Stärke bei den Wahlen zur 1. Kammer richten und Parteien müssten sich abstimmen, gegenseitig Kandidaten in Wahlkreisen zu unterstützen, um gewählt zu werden und/oder mit Wahlversprechen die Unterstützung von Lobbygruppen sichern.
Ich habe dieses System auch nochmal weiterentwickelt, so daß der Lobbyeinfluss für eine geringe Spielerzahl "automatisiert" wäre, aber das ist komplexer, so daß ich das ohne Feedback hier noch nicht präsentieren will.
Das waren erstmal einige Sachen, mir fällt von dem alten Zeuga aber mit Sicherheit noch mehr ein
|
|
20.01.2009 00:34 |
|
|
All diese Ideen gehen ja dahin, das Simulationskonzept "Mikronation", wie wir es derzeit verstehen, grundsätzlich zu verändern. Aktuell kann mehr oder weniger jeder simulieren, was er will; durch die Einführung äußerer Parameter, die der Einzelne kaum beeinflussen kann (Alter, Wirtschaftsdaten), aber auch durch eine Formalisierung des eigenen Kompetenzniveaus (Kompetenzpunkte), werden diese Freiheitsgrade verringert, was das Spiel zugleich realistischer macht. Trotzdem wäre das natürlich eine deutliche Veränderung, die unser Konzept eher in Richtung eines Computerspiels verschiebt.
Was ich davon halte, kann ich eigentlich nicht sagen, weil ich bei derartigen Sims (Kronrat o.ä.) noch nie mitgemacht habe. In jedem Fall bin ich aber sehr dafür, solche Reformansätze einmal auszutesten. Schließlich werden diese Dinge in den MNs seit einiger Zeit diskutiert, und irgendjemand sollte sich endlich einmal daran machen, sie zu erproben. Das wäre auch ein idealer Ansatzpunkt, um uns von anderen Ländern abzuheben; wir hätten sozusagen ein Monopol auf diese neuen Konzepte.
Trotzdem sollten wir nicht zu überhastet vorgehen. Relativ unproblematisch ließe sich zunächst die Alters-Sim (in Kombination mit der Karriere-Sim) einführen. Die beschränkt sich erst einmal auf die einzelnen IDs und erfordert keine komplexen Regelungen oder technische Grundlagen. Ein paar Details sind zwar noch zu klären, aber dann könnte man unmittelbar damit beginnen. Wenn das einigermaßen läuft (oder auch nicht), würde ich persönlich mir dann die Innenpolitik-Sim und die Interessengruppen näher ansehen.
__________________ Rabbi Jeremiah Meyer
|
|
20.01.2009 20:38 |
|
|
|
|
|
|
|